Erich Gröner und sein Arbeitskreis

Eingetragen am 24.Oktober 2010

Erich Gröner und sein Arbeitskreis in Berlin,

Erich Gröner wurde am 16. März 1901 als Sohn eines Barbiers in Berlin geboren. Er besuchte die Oberrealschule von 1910-1918. Bereits in seiner Jugend war er ein Schiffsliebhaber. Es liegen noch heute zwei Versionen seiner handschriftlichen "Geschichte der deutschen Seehandels- und Seekriegsschifffahrt" von 1916 vor, die mit zahlreichen maßstäblichen kolorierten Schiffsskizzen illustriert waren, für die er später berühmt wurde. 1918 trat er freiwillig ins Marine Flieger Korps ein und kam zur ersten Seeflieger Abteilung nach Kiel-Holtenau. Nach dem Krieg begann er ein Schiffbau Studium an der TH Berlin, wechselte später auf Volkswirtschaft in Kiel und Tübingen. Durch die Inflation musste er das Studium abbrechen.

Erich Gröner
(Anklicken zum vergrößern)

Von 1923 bis 1926 war er als Betriebswirtschaftler und Berater für internationale Rechtsfragen bei der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschiffahrtsgesellschaft tätig und nahm an einzelnen Auslandsreisen teil. 1926 machte er sich als Berater für Betriebswirtschaft und Schifffahrt selbstständig. Schon bald wurde er freier Mitarbeiter des Museums für Meereskunde in Berlin. Gröner entwickelte ein fotometrisches Verfahren, Schiffsfotos zu entzerren und sie als Grundlage von Skizzen zu machen. In seiner ersten Veröffentlichung zusammen mit Alexander Bredt anlässlich des Stapellaufs des Panzerschiffs "Deutschland" am 31. Mai 1931 (gleichzeitig Skagerrak Tag) "Die deutschen Kriegsschiffe - Vollständige Schiffsliste der Reichsmarine" waren bereits 34 seiner Skizzen enthalten. 1933 übernahm Bredt die Herausgabe von "Weyers Taschenbuch der Kriegsflotten", das 1900 von Kapitän Bruno Weyer begründet worden war. Gröner konnte ab 1934 seine präzisen Schiffsskizzen im Maßstab 1:2000 in das Flottentaschenbuch einbringen. Sein freier Zugang zur Plankammer der Kriegsmarine ermöglichte ihm 1936, seine erste große technisch-historische Dokumentation "Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1936" herauszugeben. Das Buch wurde seinerzeit zum Standardwerk über die Schiffe der Marine. Der Verlag war der gleiche wie der vom Weyers: J.F.Lehmanns in München mit seinem Motto: Ich habs gewagt und dem brüllenden Löwen als Signet.

Bemerkenswerterweise entstanden etwa zur selben Zeit die ersten "Wiking" Schiffsmodelle von Friedrich Pelzer in Berlin im Maßstab 1:1250, die für viele Jahre einen Qualitätsstandard setzten. Sicher werden die Gröner-Skizzen hierbei eine Inspiration gewesen sein.

Ein weiteres großes Werk wurde das Taschenbuch "Die Handelsflotten der Welt", das in vier Auflagen ab 1938 erschien und alle Handelsschiffe über 100 BRT mit Daten und 728 Schiffe in Skizzenform darstellte. Erich Gröner sah in diesem Nachschlagewerk sein persönliches Lebenswerk. Die beiden Bände (Schiffsliste und Registerband) waren als Erkennungsbuch für Marine und Luftwaffe konzipiert und eine Auftragsarbeit vom damaligen FdU Kapt.z.S. Karl Dönitz. Vor allem U-Boot Besatzungen profitierten davon. Die Schiffe waren nach Merkmalen ihrer Silhouette wie Bug, Masten, Brücken, Pfosten, Schornstein und Heck geordnet, so dass der Kommandant eine mündliche Beschreibung geben und ein Offizier ihm mit Hilfe des Buches die in Frage kommenden Schiffsnamen nennen konnte. Bei Kriegsbeginn baute er den Schiffserkennungsdienst der Luftwaffe auf, der auch die Marine bediente. Stets blieb er jedoch selbstständig.

Diese Tätigkeit führte auch zu mehreren Auslandsreisen, im Sommer 1941 nach Italien, Anfang 1942 nach Den Haag und im Sommer 1942 nach Norwegen, Schweden und Dänemark. Er besuchte auch die Gibraltar-Beobachtungsstelle der Abwehr in Spanien, die ihn über das OKM mit Fotos belieferte. Eine weitere Reise ging an das Schwarze Meer. Es entstanden Kontakte, die nach dem Krieg wieder auflebten.

1944 wurde seine Dienststelle auf das Gut von Mackensen in Dahlenberg bei Wittenberg verlegt, wo Gröner nach Kriegsende vom sowjetischen Geheimdienst für ein halbes Jahr verhaftet wurde und ein Großteil seiner Sammlung verloren ging. Nach einigen Jahren in Waldheim kehrte er 1950 wieder nach Berlin zurück, wo er die marinehistorische Arbeit fortsetzen konnte. Im gleichen Jahr erschien die erste Ausgabe von "Unimare", einer Zeitschrift für Schifffahrtsliebhaber, die schon 1953 in die wiedererstandene "Marinerundschau" aufging, in der Gröner den Nachrichtenteil gestaltete. Im gleichen Jahr erschien auch der "Weyer´s" wieder mit einem Beitrag über die Kriegsmarine 1939-45. Dieser Teil bildete den Grundstock für einen kleinen Band "Die Schiffe der deutschen Kriegsmarine und Luftwaffe 1939 - 1945 und ihr Verbleib" im folgenden Jahr. Ein großer Band im Stil der Ausgabe von 1936 wurde vorbereitet. Hier machte sich das Fehlen von amtlichen Unterlagen, die nach dem Krieg unzugänglich in London aufbewahrt wurden, störend bemerkbar.

Erich Gröner Dachterrasse
(Anklicken zum vergrößern)

In diesen Jahren bildete sich ein Kreis aus Schiffahrtsliebhabern um Gröner. Man traf sich in seiner Wohnung in der Bregenzer Strasser, wo er mit seiner Frau in einer Teilruine lebte. Das zerstörte Dach war zur Terrasse ausgebaut und mit Rosen und Holunder bepflanzt. Dort befand sich auch die ausschließlich mit kaltem Wasser betriebene Dusche.

Fast alle Mitglieder des Kreises waren zu jung, um Kriegsteilnehmer gewesen zu sein, eine Ausnahme war Prof. Erwin Strohbusch, ehemaliger Marinebaurat und seinerzeit Hochschullehrer für Schiffbau an der TU. Weitere Mitglieder waren Arno Abendroth, Norbert Kelling , Niels Neelsen, Hansgeorg Jentschura, Berndt Wenzel, Jürgen Friese, Eberhard Rössler und Erich Lawrenz. Modellbau und -sammeln, meist im Maßstab 1 : 1250, war immer ein Thema im Kreis und brachte weitere Mitglieder wie Werner Kähling, Philipp-Peter Schmidt und seine Frau Katja Dubois, Klaus Schrage, Gottfried Gottschalk, Hans Tiedt, Thomas Keil und später Dr. Joachim Walther und Lothar Frädrich. Erwähnt werden muss noch Erich Mahlo aus Dessau, der nach seiner Pensionierung öfter nach Westberlin reisen konnte.

Ein Teil des einstigen Erich Gröner Kreis.


Der jetzige Erich Gröner Kreis